Raumakustik
Wie richtet man einen Hörraum ein?Ich möchte Ihnen hier einige wertvolle Tipps für die Einrichtung des Hörraums, sei es das Wohnzimmer oder ein eigens dafür eingerichteter Raum, weitergeben.
Gerne werden typische High-End-Gedanken auf die Gestaltung eines Hörraums übertragen.
Kürzlich erlebte ich einen Hörraum, eigens für diesen Zweck gebaut.
Im Rahmen des Hausbaus wurde ein Anbau konzipiert, der natürlich eine möglichst gute Akustik haben sollte.
Mit Hilfe einschlägiger Formeln wurde das ideale Verhältnis von Höhe x Breite x Länge ermittelt, die Wände wurden mit 50cm doppelt so dick wie üblich ausgelegt, der Fußboden (das Fundament) doppelt so dick wie üblich (siehe auch "Überdimensionierung"), auf eine Trittschalldämmung unter dem Parkett wurde verzichtet (die Idee war direkte Ankoppelung), die Wände wurden mit einer bestimmten Akustiktapete bezogen und so weiter. Nicht das kleinste Detail wurde vergessen. Natürlich mit eigener Stromphase und direkter Stromleitung mit 2,5 mm Kabeln, High End-Steckdosen, mehr als man braucht (Netzleiste unnötig), hier wurde wirklich an alles gedacht.
Als alles fertig war, erhielt ich einen verzweifelten Anruf, dass der Klang in diesem Raum weit unter den Erwartungen sei.
Erlauben Sie mir an dieser Stelle den gut gemeinten Rat: Konsultieren Sie mich, bevor Sie planen und bauen.
Ich arbeite nicht umsonst. Ich verspreche Ihnen jedoch, dass sich mein Honorar auszahlt!
Ich besuchtealso den Kunden und tatsächlich, der Klang war – ich muss es deutlich formulieren– furchtbar.
Was lief hier falsch?
Theoretische Überlegungen hinsichtlich der Geometrie des Raumes sollte man Fachleuten überlassen. Überdicke Wände eignen sich gut für Festungen, für Wohn- und Hörräume sind sie keine gute Idee. Es gab noch viele weitere Fehler, zu viele, um sie hier alle zu nennen.
Nun gut, ich habe dem Herrn helfen können. Der Fußboden musste noch mal raus, eine bestimmte Art der Möblierung half viel, eine ganz andere Aufstellung der Lautsprecher als geplant, die Änderung der Kabelquerschnitte der Stromversorgung und einige kleinere Maßnahmen führten schließlich zum Ziel. Am Ende klang der Raum nicht schlechter und nicht besser als die meisten normalen Wohnzimmer, in denen man die gleichen Maßnahmen ergreift.
Regel Nummer Eins:
Schwingungen sind nichts Schlechtes, man kann sie auch nicht unterdrücken oder totdämpfen. Wo immer Musik spielt, werden auch andere Bestandteile des Raums (Fußboden, Wände, Decke, Fester, Möbel, etc.) mitschwingen.
Sie werden es nicht verhindern, auch nicht mit 3 Meter dicken Wänden.
Die Kunst ist, Materialien zu verwenden, die natürliche (musikähnliche) Schwingungseigenschaften aufweisen. Eine halbmeterdicke Wand schwingt nicht natürlich, ein Parkettboden schon, ein Laminatboden hingegen nicht.
Es ist unmöglich, hier für jeden Raum gültige Maßnahmen zu nennen, die hier beispielhaft genannten und oft bewährten Maßnahmen können eine individuelle Beratung nicht ersetzen.
Verwenden Sie viel Holz. Als Rack, Regal, Sideboard für die Geräte, als Fußboden (Parkett), Holzmöbel. Holz ist das Material, dass für den Bau der meisten Instrumente verwendet wird (Streich-, Zupf-, Blasinstrumente, Trommeln, Schlagzeug/Percussion, Gitarren, Harfen, Klaviere) Selbst Becken, die ja aus Metall sind, werden mit Holzsticks gespielt. Holz hat den Ton, aus dem Musik gemacht ist. Es bringt auch in die Wohnraumakustik mehr Musikalität als jedes andere Material. Möblieren Sie den Raum wie einen normalen Wohnraum. Asketisch eingerichtete Räume klingen hallig, vollgestopfte klingen tot. Stellen Sie einige große Pflanzen auf. Ist eine große Glasfläche vorhanden, sollten die Lautsprecher von dieser weg abstrahlen. Falls der Raum zu hell / zu lebendig klingt, bedämpfen Sie die Wand, gegen die die Lautsprecher strahlen, nicht aber die Wand hinter den Lautsprechern. Die Wände seitlich der Lautsprecher sollten nicht völlig kahl aber auch nicht stark bedämpft werden. Hängen Sie ein paar Bilder auf. Überdämpfen Sie den Raum nicht. Auf das Parkett gehören 1-2 Teppiche. Nie komplette Flächen (Boden, Decken, Wände) bedämpfen. Last but not least: Gewisse Zubehörteile wie Klangschalen, Animatoren etc. können nicht zaubern, wenn überhaupt, erreichen Sie Nuancen. Verwenden Sie erst dann Bassfallen oder Roomtuning-Elemente, wenn die bisher aufgestellten Regeln nicht zu gutem Klang führen. Konsultieren Sie in diesem Fall einen Fachmann für Akustik. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Mancher rät (möglicherweise umsatzorientiert?) zur Ausstattung des Raumes mit zu vielen Elementen. So erreicht man die möglichst hohe Unterdrückung des Raumeigenklangs, was für ein Tonstudio erwünscht ist, für einen Wohn-/ Hörraum aber überdämpft wirkt.
Falls Sie mit Ihrem Raum Probleme haben, komme ich gerne zu Ihnen. Ich berechne den tatsächlichen Aufwand. Planen Sie einen ganzen Tag ein. Prinzipielle Bereitschaft für Veränderungen ist natürlich Voraussetzung.
Ihr Roman Groß