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Der Signalweg

In vielen Testberichten und in den Unterlagen vieler Hersteller liest man vom sogenannten Signalweg. Dieser soll den Weg des Audiosignals vom Eingang zum Ausgang eines Gerätes beschreiben.

Immer wieder ist zu lesen, dass Bauteile einer Schaltung, welche in Serie zum Signal geschaltet sind „im Signalweg“ liegen, während Bauteile, welche parallel zum Signal geschaltet sind, „nicht im Signalweg“ liegen.

Die Korrektheit dieses Gedankens scheint auf der Hand zu liegen. Betrachtet man einen Schaltplan und verbindet Ein- und Ausgang mit einer gedachten Geraden, drängt sich das Bild des Signalflusses entlang dieser Linie geradezu auf.

Dieser Grundgedanke wird zum Anlass genommen, „im Signalweg, also seriell“ möglichst wenige und hochwertige Bauteile zu verwenden, während bei den nach obiger Definition „nicht im Signalweg, also parallel“ liegenden Bauteilen Kompromisse eingegangen werden, also schlechtere Bauteile verwendet werden.

Wer im Physikunterricht im 8. Schuljahr – Elektrizitätslehre – aufgepasst hat, weiss, dass in einem Stromkreis – jede Schaltung ist ein Stromkreis – alle im Stromkreis befindlichen Bauteile (und Leitungen) vom Strom durchflossen werden.

Das bedeutet, dass jedes Bauteil einer Schaltung „im Signalweg liegt“, die Unterscheidung „im Signalweg/nicht im Signalweg“ ist nicht zulässig.

Nach landläufiger High-End-Meinung wäre ein Lautsprecherchassis, welches ja Bestandteil der Frequenzweiche ist, „nicht im Signalweg“. Jeder wird sofort einsehen, dass dies falsch ist.

Ich habe schon vor mehr als 10 Jahren praktisch untersucht, was an der landläufigen Signalwegtheorie dran ist:
Das Ergebnis überraschte nicht: Bauteile, die parallel liegen (also „nicht im Signalweg“) verursachen gleichgroße, wenn nicht größere Klangunterschiede als seriell angeordnete. Vor allem bei Lautsprechern verursachen parallele Schaltkreise (Saugkreise und Impedanzlinearisierungen) großen Schaden.

Dementsprechend genießt bei Roman Groß jedes Bauteil gleiche Aufmerksamkeit. Jedes Bauteil liegt „im Signalweg“.

Ein weiteres, den Signalweg betreffendes Argument ist der oft zitierte „kurze Signalweg“.

Demnach sei es von Vorteil, wenn das Signal möglichst wenige Bauteile durchläuft (berücksichtigt werden hierbei natürlich nur serielle Bauteile) und Kabelwege, Leiterbahnen etc. möglichst kurz sind.

Beide Argumente können meines Erachtens nicht pauschalisiert werden.

Beispiel:
Es ist zwar richtig, dass ein längeres Lautsprecherkabel einen höheren Leitungswiderstand als ein kurzes hat, die Unterschiede zwischen einem 1m und einem 10m langen Kabel bewegen sich jedoch im Milliohmbereich.

Meinen praktischen Erfahrungen nach ist dies nicht hörbar.

Sehr wohl hörbar ist jedoch die unterschiedliche Aufstellung der Geräte. Ein möglichst kurzes Lautsprecherkabel erfordert die Aufstellung des Verstärkers in unmittelbarer Nähe der Lautsprecher. Dass die Trittschall- und Luftschallenergie in der Nähe der Lautsprecher sehr viel höher ist als bei weiter entfernter Aufstellung, ist physikalisches Gesetz. Der Schallpegel fällt quadratisch zur Entfernung. Doppelter Abstand, ¼ Pegel, vierfacher Abstand, 1/16 Pegel.

Der Klangunterschied eines vier Meter vom Lautsprecher zu einem ein Meter entfernt aufgestellten Gerätes ist sehr deutlich hörbar. Die notwendige Verlängerung des Lautsprecherkabels und die damit evtl. verbundene winzige Klangverschlechterung steht dazu in keinem Verhältnis.

Eine simple eindimensionale Betrachtungsweise führt, wie fast nie im Leben, selten zum Erfolg. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise mit Abwägung aller Aspekte führt i.d.R. zum Erfolg bzw. zu einem ausgewogenen Ergebnis.

Um jeden Preis einen kurzen Signalweg zu erzwingen, ist der direkte Weg zu schlechtem Klang.

Ihr Roman Groß

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